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Wieder auf die Beine kommen – dank einer Hightech-Orthese

Vier Menschen mit Lähmungen berichten, wie die weltweit erste computergesteuerte Beinorthese C-Brace ihr Leben verändert – neue Studie belegt Wirkung

Ayleen, Wolfgang, Ann-Kathrin und David können mit dem C-Brace ihre Lähmung überwinden (c) Ottobock.jpg
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Wolfgang, David, Ann-Kathrin und Ayleen – vier unterschiedliche Menschen mit einem gemeinsamen Schicksal: Sie sind durch Lähmungen in den Beinen stark in ihrer Mobilität und Lebensqualität eingeschränkt. Vor allem ein erhöhtes Stolper- und Sturzrisiko verursacht immer wieder Ängste. Wo konventionelle Beinorthesen bislang an ihre Grenzen stoßen, sorgt nun eine weltweite Innovation für einen Durchbruch in der Versorgung. Die computergesteuerte Beinorthese C-Brace ermöglicht alltägliche Bewegungsabläufe wie Hinsetzen, Gehen und Treppensteigen besser als herkömmliche Beinorthesen. Das belegt erstmals eine im September 2023 veröffentlichte internationale Studie. Für Menschen mit Lähmungen durch neurologische oder muskuläre Beeinträchtigungen bedeutet das eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität und Bewegungsfreiheit.[1] Vier Menschen mit Lähmungen in den Beinen berichten von ihren Erfahrungen mit der weltweit einzigarten Beinorthese und wie sie ihr Leben durch eine verringerte Sturzgefahr, mehr Mobilität und besseres Gleichgewicht verändert hat.

Polio-Patient Wolfgang: Keine Knochenbrüche mehr durch Stürze

Wolfgang K. (72) aus dem Saarland erlebt mit dem C-Brace das erste Mal seit seiner Kindheit, was es heißt, reibungslos zu gehen. Durch eine Polio-Erkrankung sind seine Beine bereits seit dem Alter von acht Jahren gelähmt. Seitdem war Wolfgang auf Langzeithilfsmittel angewiesen, doch auch diese hatten ihre Grenzen, wie der passionierte Reiter berichtet: „Ich bin mein ganzes Leben mit einer gesperrten Orthese rumgelaufen und war immer gehandicapt.“ Mit 40 Jahren kam ein Post-Polio-Syndrom hinzu. Diese Zeit war vor allem geprägt von der Angst zu stürzen. Mehrfach zog sich Wolfgang schwere Knochenbrüche zu und verbrachte zahlreiche Aufenthalte im Krankenhaus.

Für Wolfgang (72), gelähmt durch Polio, ist die Beinorthese C-Brace ein Möglich-Macher: Waldspaziergänge und Yoga sind nun Teil seines Lebens. (c) Ottobock
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Für Wolfgang (72), gelähmt durch Polio, ist die Beinorthese C-Brace ein Möglich-Macher: Waldspaziergänge und Yoga sind nun Teil seines Lebens. (c) Ottobock

Wie eine aktuelle Studie mit 102 PatientInnen nachweist, bietet das C-Brace, die weltweit erste und derzeit einzige stand- und schwungphasenkontrollierte Orthese (SSCO)[2], eine Reihe signifikanter Vorteile gegenüber herkömmlichen Beinorthesen (KAFOs)[3] – die nach wie vor der orthopädische Versorgungsstandard von Personen mit Lähmungen in den Beinen sind. Der Gang bleibt mit den Standardorthesen häufig stockend und unsicher, vor allem auf unebenem Gelände. Auch bei unterschiedlich langen Schritten, Richtungswechseln oder Treppen und Steigungen kommen diese KAFOs an ihre Grenzen. Die Folge sind ein höheres Sturzrisiko und ein Gefühl der Unsicherheit bei den Nutzern und Nutzerinnen.

Diese Nachteile überwindet das C-Brace mit seiner smarten Technologie: Es kontrolliert per Mikroprozessor sowohl die Schwung- als auch die Standphase des Gehens in Echtzeit, indem die integrierte Sensorik die Kniebeugung und die Kniewinkelbeschleunigung wahrnimmt. Hundert Mal pro Sekunde erfasst sie, welche Bewegung wie schnell ausgeführt wird. Die Daten werden an den Mikroprozessor gesendet, der die Beugung und Streckung des Knies mittels einer Hydraulik kontrolliert und die notwendige Unterstützung des Beins simultan regelt.

Als ich mit der ersten Generation des C-Brace versorgt wurde, hatte ich nach langer Zeit endlich wieder das Gefühl, sicher zu sein. Man kann sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, wie wertvoll das ist. Das ist ein gigantischer Fortschritt. Wolfgang K. (72)

Fließend gehen können, gedämpft auftreten mit einem nicht gesperrten Kniegelenk und Unterstützung auch in Stolpersituationen – die Beinorthese setzt neue Maßstäbe in der Neuro-Orthetik.

Outdoor-Fan David, gelähmt durch einen Motorradunfall: „Ich kann wieder klettern und Fahrrad fahren“

David M. (30) aus Regensburg ist aktiv, gern draußen unterwegs, fährt viel Motorrad. Ein Motorradunfall 2016 ändert für ihn alles: Sein linkes Bein ist hüftabwärts durch eine Rückenmarkverletzung gelähmt. Der Projektingenieur für erneuerbare Energien erinnert sich an die Zeit, in der er auf Gehhilfen angewiesen war: „Am Ende eines Tages war ich muskulär immer völlig erschöpft, ich musste ja viel über die Arme abfangen, hatte nie die Hände frei. Auf Treppen habe ich nur mein rechtes Bein genutzt und bin gehüpft, bei Schrägen musste ich erst einmal überlegen, wie ich hinunterkomme.“

David M. kann nach einem Motorradunfall durch das C-Brace wieder in der Natur unterwegs sein. (c) Ottobock.jpg
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Die computergesteuerte Orthese unterstützt dynamisch den gesamten Gangzyklus auf allen Arten von Terrain. Alltägliche Bewegungen wie Stehen, Hinsetzen mit Last, Treppensteigen und auch Gehen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten sind wieder möglich. Durch den reibungslosen Gang und die Stolperschutzfunktion sind außerdem weniger Ausgleichsbewegungen erforderlich und die Körperhaltung wird kaum belastet. Dadurch werden langfristige Folgeschäden aufgrund von Kompensationsbewegungen reduziert oder ganz vermieden. Eine Erfahrung, die auch David teilt.

Als der Naturliebhaber mit dem weltweit einzigartigen Hilfsmittel versorgt wird, erlangt er Mobilität, Unabhängigkeit und Lebensqualität zurück:

Das ist schon beeindruckend und für mich in jeder Hinsicht ein Gewinn. Es ist ein gutes Gefühl, dass ich mich auf diese Technik verlassen kann. Vorher bedeutete jeder Schritt in gewisser Weise einen Schlag auf meine Hüfte, mit C-Brace ist das alles viel angenehmer, weicher, fließender. David M. (30)

Heute kann David dank der Beinorthese wieder ein aktives Leben führen: draußen unterwegs sein, klettern oder Fahrrad fahren.

Dreifachmutter Ann-Kathrin: Inlineskaten und Snowboarden statt Rollstuhlfahren

Auch für Ann-Kathrin U. (32) aus der Region Aachen ist das C-Brace unverzichtbar geworden. Dadurch hat sie die Freiheit zurückgewonnen, das zu tun, was sie möchte – sogar Inlineskaten und Snowboard fahren. Die 32-Jährige war mit ihrem dritten Kind schwanger, als 2019 plötzlich eine inkomplette Querschnittlähmung im rechten Bein auftrat, verursacht durch einen massiven Bandscheibenvorfall. Ann-Kathrin musste ihre drei kleinen Kinder vom Rollstuhl aus versorgen, eine sehr harte Zeit für die Familie, berichtet sie. Doch die ausgebildete Rettungsassistentin hat sie gemeistert und kann heute sogar wieder ihren Beruf ausüben.

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Ann-Kathrin hat mit dem C-Brace wieder gelernt flüssig zu gehen. (c) Ottobock - Kopie.jpg
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2021 entdeckt Ann-Kathrin das C-Brace auf einer Reha-Messe und testet die Beinorthese in ihrem Sanitätshaus. Nach mehreren Wochen Training kann sie den Rollstuhl hinter sich lassen. Über das C-Brace und die Physiotherapie, in der sie den Umgang mit dem Hilfsmittel trainiert hat, berichtet sie:

Ich habe gelernt, wieder flüssig zu gehen und bin sicherer geworden. Ich traue mich, alle möglichen Sachen zu machen. Ich bin aus tiefstem Herzen dankbar und weiß aufrichtig zu schätzen, was für ein Geschenk es ist, laufen zu können. Ann-Kathrin U. (32)

Ayleen mit beidseitiger Querschnittlähmung: „Zuletzt war ich in Indien, mein Leben ist nicht mehr vom Rollstuhl abhängig.“

Ayleen W. aus Marburg leidet an einer degenerativen Wirbelsäulenerkrankung, die schon im Kindesalter zu Bandscheibenvorfällen führte. Die heute 29-Jährige steht bis 2020 dennoch mitten im Leben: Sie reist, studiert, arbeitet als Schwimmtrainerin, engagiert sich ehrenamtlich und lässt sich zur Sterbe- und Trauerbegleitung im Kinder- und Jugendhospiz ausbilden. Dann verschlimmert sich ihre Krankheit und lässt ihre Welt ganz klein werden: Beidseitige Querschnittlähmung lautet der Befund. Mehrere Wochen wartet Ayleen auf einen Rollstuhl, ihre Frage nach einer Rehabilitation mit Orthesen in der Reha-Klinik wird abgetan. Sie solle sich erst einmal an den Rollstuhl gewöhnen, in drei bis fünf Jahren könne man über Orthesen nachdenken.

Ayleen W. trägt das C-Brace an beiden Beinen und ihr Leben ist nicht mehr im on-hold-Modus. (c) Ottobock - Kopie.jpg
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Doch die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin lässt sich von den gesetzten Grenzen nicht abhalten und recherchiert nach weiteren Möglichkeiten. So wird sie auf das C-Brace aufmerksam. Nach zwei Jahren im Rollstuhl kann Ayleen endlich für sechs Monate herkömmliche Beinorthesen und das C-Brace testen. Ihre Rumpfmuskulatur hatte sich in der Zwischenzeit schon zurückgebildet, was das Training mit den Hilfsmitteln erschwerte.

Schließlich wird Ayleen, die unter anderem in Berlin, Rom, Havanna und Singapur studiert hat, im Januar 2023 dauerhaft mit dem C-Brace versorgt: Jeweils eine Orthese für jedes Bein bringen sie wieder auf die Füße. Für die junge Frau ein riesiger Fortschritt.

Mit dem C-Brace kann ich endlich wieder reisen und bin nicht mehr nur an einen Ort gebunden. Zuletzt war ich in Indien, das gibt mir so viel, mein Leben ist endlich nicht mehr auf ‚on hold‘. Im Vergleich zu KAFOs schränkt mich das C-Brace viel weniger ein. Mein Gang ist sicherer und ich kann auf jedem Untergrund oder Schrägen gehen. Ayleen W.

Damit Betroffene wie Ayleen zukünftig schneller mit den passenden Hilfsmitteln versorgt werden, sind aktuelle Studien wichtig. „Mit den neuen Ergebnissen erreichen wir eine nie da gewesene Qualität an Studie im Bereich der Neuro-Orthetik. Sie bestätigen, dass die Funktionen des C-Brace eine erhebliche Rolle bei der Bewältigung des täglichen Lebens von Patientinnen und Patienten spielen, die weltweit einzigartig sind“, so Alexander Hardt, Marktmanager NeuroMobility bei Ottobock Deutschland. „Damit können wir den Entscheidungsträgern wie Ärzten, Ärztinnen und Kostenträgern eine fundierte Basis bereitstellen, um Verschreibungen und Genehmigungen von C-Brace-Systemen zu Gunsten der Versicherten auszustellen und zu entscheiden.“

Die Daten der Studie besitzen das große Potenzial, die Patientenauswahl und -versorgung deutlich voranzutreiben. Damit Menschen wie Wolfgang, David, Ann-Kathrin und Ayleen ohne Hürden, sicher und angstfrei durchs Leben gehen können.

How the C-Brace® leg orthosis works | Ottobock

[1] Laut der United States Paralysis Prevalence and Health Disparities Survey sind 1,7 % der Bevölkerung in Industrieländern von Lähmungen in den Extremitäten betroffen und im Alltag auf Orthesen angewiesen.

[2] SSCO (=Stance and Swing Phase Control Orthesis, dt. Stand- und Schwungphasenkontrollierte Orthese) Technologie, die den gesamten Gangzyklus kontrolliert

[3] KAFO (=knee-ankle-foot orthoses, dt. Knie-Knöchel-Fuß-Orthese) Entlastungsorthese, die das Kniegelenk sperrt oder entsperrt

Link zur vollständigen Studie: Full article: A microprocessor stance and swing control orthosis improves balance, risk of falling, mobility, function, and quality of life of individuals dependent on a knee-ankle-foot orthosis for ambulation (tandfonline.com)

Weitere Informationen:

Gangzyklus: C-Brace® im Vergleich zu keiner Versorgung | Ottobock - YouTube

Gangzyklus: C-Brace® im Vergleich mit einer gesperrten KAFO | Ottobock - YouTube

Wolfgang's Leben mit dem C-Brace | Ottobock - YouTube

David's active life with the new C-Brace - YouTube

Überblick: C-Brace® von Ottobock

  • weltweit erste, computergesteuerte Beinorthese mit intelligenter Sensorik im Kniegelenk
  • individuell gefertigtes Oberschenkel-, Unterschenkel- und Fußteil für Menschen mit Lähmungserscheinungen in den Beinen bis hin zu einer inkompletten Querschnittslähmung
  • dynamische Kontrolle des gesamten Gangzyklus dank SSCO®-Technologie (Stance and Swing Phase Control Orthesis, dt. Stand- und Schwungphasenkontrollierte Orthese) in Echtzeit
  • ermöglicht natürlichere und kontrollierte Bewegungsabläufe beim Gehen, Hinsetzen und Treppensteigen und erweitert den Bewegungsspielraum
  • unebener Boden, Schrägen und Treppen sind überwindbar
  • erfordert weniger Ausgleichbewegungen und weniger körperliche Kraft – Folgeschäden werden reduziert
  • unauffällig zu tragen – auch unter der Kleidung
  • leistungsstarker Akku hält in geladenem Zustand den ganzen Tag
  • benutzerdefinierter Modus, z. B. zum Radfahren, per Smartphone App einstellbar

Über Ottobock

Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität entwickelt Ottobock seit über 100 Jahren innovative Versorgungslösungen. Als "Human Empowerment Company" stärkt Ottobock Bewegungsfreiheit, Lebensqualität und Unabhängigkeit. Dahinter stehen über 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit Innovationskraft, herausragenden technischen Lösungen und Services aus den Bereichen Prothetik, Orthetik, NeuroMobility und Patient Care befähigen sie Menschen in 135 Ländern, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollen. Als Weltmarktführer in der tragbaren menschlichen Bionik setzt das 1919 gegründete Unternehmen immer wieder neue Standards und treibt die Digitalisierung der Branche voran – gemeinsam mit seinen Partnern, den Sanitätshäusern, sowie internationalen Forschungsinstitutionen. Die Expertise in der Biomechanik überträgt Ottobock seit 2018 auf Exoskelette für ergonomische Arbeitsplätze. Die internationalen Aktivitäten des Unternehmens werden vom Hauptsitz in Duderstadt (Niedersachsen) aus koordiniert. Seit 1988 unterstützt Ottobock die Paralympischen Spiele durch sein technisches Know-how.

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